Teamarbeit in einer Informationsgesellschaft

22. April 2018 | 19:00

Wissensmanagement: Die Anwendung im akademischen Kontext

Im Zeitalter des Internets kann man sich vor Informationen kaum noch retten: die Masse an Informationen und Daten wächst täglich um ein Vielfaches. Suchmaschinen gewähren Einblick in verschiedenste Themen und liefern in Sekundenschnelle eine Vielzahl an Ergebnissen. Aber nicht jede Information ist für den Suchenden von Nutzen – erst das Filtern nach Relevanz und nach Qualität der Quelle befördern die gewünschten Ergebnisse ans Tageslicht.

Hat man die benötigten Informationen beisammen, muss dieses Wissen verknüpft und gespeichert werden. Besonders in Gruppenarbeiten gilt es die Masse an neuem und bereits bestehendem Wissen effizient und nutzbringend zu organisieren – ein unabdingbarer Prozess für erfolgreiche Teamarbeit.

 

Wissensmanagement als Instrument des organisierten Lernens und Arbeitens

Um das Wissen von Einzelnen in Gruppenarbeiten nutzbar zu machen und neues Wissen zu generieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Organisation. Jedes Wintersemester findet daher das Seminar „Wissensmanagement” bei Professor Dominik Wilhelm statt, das sich mit dem Thema beschäftigt und andere Seminare mit sogenannten „Wissensmanagern“ bereichert. Aufgabe der Seminarteilnehmer ist es sich in kleinen Gruppen zusammenzufinden und daraufhin Studierenden in anderen Seminaren beratend zur Seite zu stehen und sie im Prozess der Wissensfindung, -weitergabe und -organisation zu unterstützen.

 

Von der Entwicklung analoger Brettspiele

„Für meine beratende Funktion als Wissensmanagerin habe ich das Seminar „Game Elements“ bei Professor Wilhelm ausgesucht und die Gruppen zusammen mit einer Kommilitonin betreut.” erzählt Jennifer Cook.

Thema des Seminars ist das Entwerfen eines eigenen Brettspiels – vom Konzept über den Prototyp und das Testing bis hin zum fertigen Spiel ist es ein langer und aufregender Prozess. Den Kursteilnehmern bleibt nur ein Semester Zeit ihr Spiel fertigzustellen, die Ergebnisse sind jedoch jedes Mal erstaunlich: bereits im Wintersemester 2016/2017 war Jenny begeistert über die Ergebnisse ihrer KommilitonInnen. Sie war selbst Teilnehmerin des Seminars und entwarf mit einer Kommilitonin ebenfalls ein Brettspiel. Es handelt vom Klimaschutz und ist eine Art Aufbau-Strategie-Spiel namens „KlimAgenda”. Da sie das Seminar selbst belegt hatte, fiel es ihr leichter sich beim Wissensmanagement in ihre KommilitonInnen hineinzuversetzen und ihre Probleme bei der Entwicklung des Spiels nachzuvollziehen.

KlimAgenda Brettspiel / Foto: Jennifer Cook

 

Autonome Verwaltung

Die Arbeit im Team ist nicht immer leicht, die Selbstverwaltung der Gruppen benötigt vor allem Struktur und Planung. Sogenannte Milestonepläne helfen den zeitlichen Ablauf des Semesters zu planen. Ein paar Milestones wurden von Professor Wilhelm vorgegeben, die spezifischeren Details des zeitlichen Ablaufs und der Aufgaben blieben den Studierenden selbst überlassen.

Bevor es in den Gruppen erst richtig losgehen konnte, wurde besprochen, wer welche Stärken hat und wie die Aufteilung erfolgen sollte. Wenn jemand in der Gruppe künstlerisch veranlagt war und sich mit Design und Artwork auskannte, war es zwar von großem Vorteil, jedoch kann ein schlichtes Brettspiel auch mit einfachsten Mitteln zu einem sehr guten, optischen Ergebnis kommen. Hier gilt es, sich in fremde Themengebiete einzuarbeiten und zusammenzuarbeiten, sich mit anderen Studenten kurzzuschließen und Tipps zu holen. Oftmals gibt es auch sogenannte „Experten“ für bestimmte Themen. Dabei ist es wichtig das Wissen des Experten an die restlichen Team-Mitglieder weiter zu kommunizieren, damit alle davon profitieren können.

 

Wissens-Sammlungen in der Cloud

Auch wenn das Seminar eher praxisorientiert ist und es für die Entwicklung eines Brettspiels vor allem wichtig ist Prototypen zu bauen, Dinge auszuprobieren und zu testen, so gibt es doch auch theoretische Grundlagen, die es zu beachten gilt. Besonders hilfreich empfanden die Studierenden etwa die Informationen über User Interfaces und Fragebögen zu Testing-Vorgängen. Diese wurden von Professor Wilhelm im Theorieteil zur Verfügung gestellt und bei vielen Gruppen in die Clouds gestellt, als Orientierung genutzt und abgewandelt.

Sogenannte „Wissens-Sammlungen“ erleichtern häufig den Austausch von Informationen und Wissen, beispielsweise über Cloud-Plattformen wie Google Drive oder Dropbox. Aber auch im persönlichen Austausch oder gar virtuell über Skype wird Wissen ausgetauscht – man hilft sich gegenseitig, redet über das Projekt und nicht selten „lernt“ man eine Menge, ohne dass man es eigentlich mitbekommt. Eine schöne Art, Neues zu erlernen und mit den neuen Aufgaben zu wachsen.

 

Wissensmanager als Berater, Unterstützer… und als Zuhörer

Das Wissensmanagement im Seminar unterschied sich ein wenig von dem in anderen Seminaren, da Jennifer und ihre Kommilitonin ihre Zuständigkeitsbereiche etwas variiert haben: oft haben sie sich einfach in Gruppengespräche eingeklinkt, um den aktuellen Stand zu erfahren und bei möglichen Problemen zu helfen. Sie haben des Öfteren bei Test-Durchläufen mitgemacht und Kritik sowie Verbesserungsvorschläge gegeben. Und auch wenn sie nicht immer helfen konnten: das Feedback ihrer KommilitonInnen habe gezeigt, dass es oft schon reiche, jemandem außerhalb des eigenen Teams von seinem Projekt zu erzählen, um selbst darüber reflektieren zu können – ein offenes Ohr hilft manchmal mehr als man denkt.